Teil 2: Verheiratet, 2 Kinder, erwerbstätig in Teilzeit
72.1 % der Erwerbstätigen in der Schweiz* arbeiten Teilzeit. Das hat heute erst einmal viele Vorteile. Und wie sieht es im Alter aus? Welche Entscheidungen wichtig sind, damit Sie auch später noch gut leben können, zeigt dieser Beitrag. Im Fokus: Eine vierköpfige Familie mit Eigenheim.
Bianca S., 50, schreibt:
«Liebe Sandra
Seit wir Kinder haben – sie sind jetzt 12 und 15 Jahre alt –, haben mein Mann und ich meistens Teilzeit gearbeitet. Mein Mann zwischen 60 und 80 Prozent, ich in einem 60-Prozent-Pensum. Wir haben beide Lücken in der Pensionskasse.
So sind wir zurzeit aufgestellt:
- Jährliche Ausgaben (gemeinsam): CHF 130’000
- Steuerbares Einkommen: CHF 130’000
- Vermögen: CHF 80’000
- Vorsorge:
Pensionskasse mit Lücken, keine Säule 3a - Wohnsituation: eigenes Haus
Wir wollen Geld für die Zeit nach der Pensionierung auf die Seite legen. Sollte ich ein Säule-3a-Konto eröffnen? Oder zahlen wir in die Pensionskasse ein? Wenn ja, in welche?
Welche Tipps haben Sie?»
Antwort Sandra Flückiger:
Liebe Bianca S.
Mit einem so hohen steuerbaren Einkommen ist die Steuerersparnis mit der Säule 3a ratsam. Ich empfehle, pro Person auf jeden Fall ein Konto zu eröffnen und dort einzuzahlen – unabhängig von freiwilligen Einzahlungen in die Pensionskasse (PK). Denn nicht einbezahlte Beiträge können im Moment noch nicht nachgeholt werden, und bei der PK kann man auch zu einem späteren Zeitpunkt Lücken füllen. Ab 2025 (neues Gesetz) können versäumte Einzahlungen in der Säule 3a zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Bianca S.: Vielen Dank, liebe Sandra, für Ihre Einschätzung. Wie viele Säule-3a-Konten sollten wir eröffnen?
Sandra Flückiger: Man kann so viele Säule-3a-Konten haben, wie man möchte. Ideal ist es, wenn Sie das Geld auf mehrere Konten verteilen. So können Sie sich schon fünf Jahre vor dem Pensionsalter jährlich Vorsorgegelder auszahlen lassen und damit die Steuerbelastung reduzieren.
Bianca S.: Sollen wir immer den Maximalbetrag einzahlen?
Sandra Flückiger: Das würde ich Ihnen empfehlen. Der Maximalbetrag für Angestellte, die einer Vorsorgeeinrichtung angeschlossen sind, beträgt dieses Jahr noch CHF 7’056. 2025 sind dann CHF 7’258 möglich. Aber achten Sie auch auf die Liquidität, damit Sie für unvorhergesehene Ausgaben bereit sind.
Wenn Ihre heutigen Einnahmen die Lebenshaltungskosten gerade knapp decken, müssen Sie für die Einzahlung in die 3. Säule Ihr angespartes Vermögen angreifen. Und somit reduziert sich die Liquidität.
Die Liquidität ist besonders wichtig, wenn man eine Familie zu ernähren hat und eine Liegenschaft besitzt, denn man sollte für alle Fälle gewappnet sein (Jobverlust, grössere Ersatzanschaffungen, Ausbildung Kinder, etc.). Vorsorgegelder sind immer gebunden und können nur in wenigen Ausnahmefällen vorzeitig bezogen werden.
Bianca S.: Vielen Dank! Worauf sollten wir achten, wenn wir die Säule-3a-Konten auswählen? Und sollten wir beide zur selben Bank gehen?
Sandra Flückiger: Wenn das Geld auf dem Konto parkiert bleibt, dann unbedingt auf die Qualität der Bank achten, denn Vorsorgegelder unterliegen nicht dem Einlegerschutz. Das bedeutet: Wenn die Bank Konkurs geht, kommen die Guthaben in die zweite Konkursklasse. Deshalb gibt es auch die Unterschiede der Verzinsung auf den Konten.
Je höher der Zins, umso höher auch das Risiko. Das beantwortet auch die Frage, ob Sie beide bei der gleichen Bank mehrere Konten haben sollten. Bei Banken ohne Staatsgarantie ist eine Diversifikation (Verteilung) auf verschiedene Banken sinnvoll.
Gebühren sind auch immer ein Thema, vor allem wenn das Geld angelegt werden soll. Folgendes Vorgehen ist empfehlenswert:
- Anlagestrategie definieren
Welches Risiko kann ich tragen (und zwar im Verhältnis zum gesamten Vermögen) und bin ich bereit einzugehen? Beziehen Sie hier unbedingt den langen Anlagehorizont mit ein. - Produktepalette der verschiedenen Anbieter vergleichen
Achtung beim Vergleich: Immer Apfel mit Apfel und Birne mit Birne vergleichen, d. h. gleiche oder ähnliche Anlagestrategie und ausgewiesener Gewinn nach Kosten.
Falls Sie sich für Obligationen interessieren: Hier sind die Renditen wieder gesunken, und Sie sollten unbedingt die Kosten miteinberechnen. Wenn die Rendite auf Verfall bei 1.1 % liegt und die Verwaltungskosten bei 1 %, kann man das Geld auch auf dem Konto liegen lassen oder halt doch besser in Aktien investieren. Also unbedingt die Fonds mittels Factsheets miteinander vergleichen. Wie man das macht: Dazu gebe ich gerne Auskunft.
Bianca S.: Gibt es – neben der Säule 3a – weitere wichtige Punkte, die ich im Auge behalten sollte?
Sandra Flückiger: Ihr Arbeitspensum. Aktuell arbeiten Sie 60 %. Wenn Sie das Pensum erhöhen können, spielt Ihnen das später in die Hände. Das hat zwei Gründe.
- Pensionskasse. Bereits ab dem 45. Altersjahr sind die Pensionskassenbeiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer deutlich höher. Ab dem 55. Altersjahr liegen sie schon bei mindestens 18 %. Dieser Lohnbestandteil findet meistens zu wenig Beachtung.
- Säule 3b. Indem Sie Ihr Pensum erhöhen, könnten Sie ausserdem weiter in der Säule 3b sparen. Im Normalfall bezieht man nur ca. 60 % des Einkommens im Pensionsalter in Form einer Rente. Will man den gleichen Standard wie vor der Pensionierung halten, muss man zwingend in den Säulen 3a und 3b ansparen.
«Vorsorge für Anfänger»
Worauf sollte ich bei meiner Altersvorsorge achten? Anhand von konkreten Fällen gehe ich in meiner Blogserie auf die relevanten Themen ein. Die Beispiele lehnen sich an die Realität an, sind allerdings frei erfunden.
Wenn Sie sich in einer Person wiedererkennen, umso besser. Dann haben Sie schon ein paar gute Anhaltspunkte für Ihre eigene Vorsorge.
Ihr Finanz-Coffeetalk
Sie möchten Ihre eigene Anlagestrategie finden? Kontaktieren Sie mich unverbindlich, und wir tauschen uns bei einem Kaffee dazu aus: info@finanzberatung-flueckiger.ch oder +41 77 462 30 07.
* Quelle: Website Bundesamt für Statistik (aufgerufen am 17.12.2024)